Schwedisches Erbe in neuem Glanz: Schwedenwappen kehrt zurück ans Rathaus
Nach sorgfältiger Restaurierung hängt das Schwedenwappen wieder an der Westfassade des Stralsunder Rathauses.
Das kunstvoll verzierte Eichenholzwappen wurde in dieser Woche am Barockportal in der Ossenreyerstraße angebracht. Mit einem Gesamtgewicht von etwa 90 Kilogramm gehört das zwei Meter hohe und anderthalb Meter breite Kunstwerk seit fast 300 Jahren zum historischen Erscheinungsbild der Stadt.
Der Stralsunder Holzrestaurator Jens Grunwald kennt das historische Hoheitszeichen wie kein Zweiter. Seit etlichen Jahren ist er mit der Wartung betraut. Nach der letzten großen Aufarbeitung im Jahr 2010 nahm der Tischlermeister das prachtvolle Schwedenwappen alle zwei Jahre unter die Lupe und führt, wenn nötig, immer wieder kleinere Reparaturen durch. Die umfassende Restaurierung, die jetzt erforderlich war, wusste man deshalb bei ihm in den besten Händen.
Im Zuge der nunmehr abgeschlossenen Instandsetzung des Barockportals demontierten die Denkmalpfleger das Wappen bereits Ende April. Bei der über ein halbes Jahr andauernden Restauration kamen Schnitzarbeiten aus regionalem Eichenholz, Blattgold sowie Öl- und Aluminiumfarben zum Einsatz. Auch die Eisenbeschläge auf der Rückseite musste der Meister entrosten und erneuern. Darüber hinaus wurde das gesamte Westportal des Rathauses mit neuem Putz ausgebessert und mit einem frischem Anstrich umfassend saniert.
Insgesamt belaufen sich die Kosten für die Instandsetzung des historischen Stadtwappens auf rund 9.500 Euro. Die Kosten trägt die Hansestadt Stralsund.
Das prunkvolle Schwedenwappen ist wieder zu bestaunen, wenn die Rüstung am Rathaus im November zurückgebaut wird.
Geschichte des Schwedenwappens in Stralsund
Stralsund stand durch den Westfälischen Friedensvertrag seit 1648 unter schwedischer Herrschaft. Schwedenkönig Carl XII. versprach den Ratsherren der Stadt Stralsund bereits 1714 die Erhebung in den Adelsstand und ein neues königliches Wappen, um sie für ihre bisherige Treue, insbesondere bei den vorangegangenen Belagerungen der Jahre 1711 und 1712 zu belohnen. Durch den für Schweden unglücklichen Kriegsverlauf 1715 und seinen Tod 1718 konnte Carl XII. sein Versprechen allerdings nicht mehr halten. Nach dem Ende des Nordischen Krieges wurde Stralsund 1720 zum Regierungssitz für Schwedisch-Vorpommern. Am 29. Dezember 1720 verlieh der Nachfolger von Carl XII., Friedrich I. von Schweden, der Hansestadt das neue Wappen und den Ratsherren den Adelsstand für die Dauer ihrer Amtszeit.
Im Wappen wurde das Rot der Hanse durch das Blau Schwedens und das silberne Kreuz mit der goldenen Krone des schwedischen Wappens ausgetauscht. Der Wappenschild wird von den Wappentieren Schwedens und Pommerns gehalten – dem goldenen Löwen und dem roten Greif. Die in Latein abgefasste Originalurkunde, die eine textliche Beschreibung und eine farbige Abbildung des Wappens enthält, befindet sich heute im Stralsunder Stadtarchiv. 1938 kehrte Stralsund wieder zum alten Wappen zurück, das bis heute nicht nur Symbol, sondern auch Hoheitszeichen der Hansestadt ist. Die Verwendung durch Dritte bedarf deshalb immer der schriftlichen Genehmigung.