Meldung vom 26.12.2020

Stralsunder Stadtwald: Frischekur mit Neuanpflanzungen

1899 hat das Bürgerschaftliche Kollegium der Hansestadt Stralsund beschlossen, am westlichen Ende des Moorteiches einen Stadtwald anzulegen, mit dem Ziel, für die Bevölkerung einen Ausflugs- und Erholungsort zu schaffen.

In den folgenden Jahrzehnten gerne und viel von den Stralsundern genutzt, erfolgten später erhebliche Kahlschläge und das Aufspülen von Schlamm aus dem ausgebaggerten Moorteich. Der Stadtwald war seinerzeit großflächig versumpft, sodass eine Erhöhung des Geländeniveaus eine heute eher ungewöhnlich anmutende, aber pragmatische Idee war.
Ab den 70er/80er Jahren des letzten Jahrhunderts erfolgten Rekultivierungsarbeiten, umfangreiche Aufforstungen zogen sich bis in die 2010er Jahre und sind noch nicht abgeschlossen. Um dem denkmalgeschützten Stadtwald wieder als Erholungsort für die Stralsunderinnen und Stralsunder herzustellen, waren und bleiben große Anstrengungen nötig. Die Spülfelder erweisen sich als schwieriges Gelände, in den denen selbst junge Bäume kaum Halt finden.

Wasserfall und Wallenstein
In diesem Jahr (2020) erfolgten nun unter der Federführung des Abteilungsleiters Forsten, Thomas Struwe, umfangreiche Arbeiten. Am Birkenweg wurde ein um 1902 künstlich angelegter Wasserfall freigelegt, auch wenn dort längst kein Wasser mehr fließt. Seit Dezember umschließt den alten Wasserfall nach historischem Vorbild ein kleiner Rundweg.
Völlig zugewachsene Wege wurden freigelegt, überwucherte Sichtachsen wieder hergestellt und auch Wege neu angelegt. Sogar eine frühere Siedlungsstelle - der Papenhagen - ist jetzt wieder sichtbar. Heißt: die Wiese um die aus der Zeit Wallensteins stammenden Siedlung wird künftig gemäht, so dass die klare Struktur des Bodendenkmals Papenhagen zu erkennen ist. Der Papenhagen selbst ist nun ein kleines Stück alten, strukturreichen Laubwaldes, welcher sich ungestört zum Urwald entwickeln darf. "Hier wird kein Holz rausgeholt, aber Bäume, die auf die Wege und Wiese stürzen könnten, behalten wir im Blick", beschreibt Struwe das Vorgehen.

Namen für Wege gesucht
"Das alles ist jedoch nur ein Anfang", schaut er auf die nächsten Jahre. Damit ein Spaziergang durch den Stadtwald nicht nur mit Gummistiefeln funktioniert - viele Wege sind sehr nass - werden diese punktuell in Schuss gebracht. Weiter werden Sichtachsen freigeschnitten, zum Beispiel solche mit Blick auf den Moorteich. "Die Leute haben quasi mit den Füßen abgestimmt, wo sie sich gerne im Stadtwald aufhalten", erläutert Struwe Pläne für "Orte zum Platznehmen". Einer davon wird eine Bank mit Blick auf den "Stralsunder Urwald" sein, ein Areal, in dem sich die Natur völlig selbst überlassen und das durch keinen Weg zu erreichen ist.
Zu den vorhandenen Wegen kommen neue hinzu, die bisher nur Trampelpfade waren.
Einige auffällige Unebenheiten in den Spülfeldern verbargen ein Geheimnis: "Zu meiner Überraschung entsprechen diese Unebenheiten in weiten Teilen dem historischen, ursprünglichen Netz aus kleinen und großen Pfaden durch den Stadtwald." Dieses wird nun Stück für Stück freigelegt. Für die Wege braucht es noch Namen. Wer dafür Vorschläge hat, darf sich gerne in die Diskussion mit einbringen - per E-Mail an baumpflege@stralsund.de oder per Telefon an 03831 253 446 (ab 4. Januar).

Die Stieleiche steht am besten
Zu den bereits laufenden Arbeiten gehört außerdem, dass der Baumstand durch vorsichtige Durchforstungen "geordnet" wird. Viele Bäume stehen mittlerweile zu dicht, an zahlreichen Stellen neigen sie sich stark und kippen einfach um. "Der Boden ist nass und weich, er senkt sich immer noch und nur wenige Baumarten kommen damit gut zurecht. Am besten steht die Stieleiche da." Das Fernziel lautet: Der Stadtwald am Moorteich soll zu einem strukturreichen Dauerwald werden, "aber der Weg dahin ist weit", schaut Struwe auf die kommenden Jahre.

Große Pflanzaktion: 5.500 Bäume
Immer noch gibt es Areale, auf denen gar keine Bäume stehen. Auf zwei Flächen ist in diesen Tagen deshalb der Start für eine große Baumpflanzaktionen der Stadt erfolgt. Aktuell werden ca. 5.500 Stieleichen, Vogelkirschen, Spitzahorne, Flatterulmen und Erlen im Stadtwald und Am hohen Graben gepflanzt. Passieren sollte das in Gemeinschaftsaktionen mit Schulklassen sowie der Stralsunder Bevölkerung, das wurde aber unter den aktuellen Corona-Bedingungen unmöglich.
Struwe schaut trotzdem optimistisch in die Zukunft des Stadtwaldes: "Das sind bei weitem nicht die einzigen Flächen, die wir neu aufforsten wollen. Heute denken wir beim Stadtwald an den Moorteich, in Zukunft denken wir das größer." Und er ergänzt:
"Auf dem Weg zu einem attraktiven Stadtwald als Erholungs- und Ausflugsgebiet für die Stralsunderinnen und Stralsunder, der bereits jetzt wieder einlädt - gehen Sie auf Entdeckungstour durch den Wald mitten in der Stadt."

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Neuanpflanzungen im Stadtwald