Landwirt aus Leidenschaft: Carsten Thies-Mackeprang
„Wir verpachten unser Land und haben Vertrauen in Euch“, sagt Oberbürgermeister Alexander Badrow zur Begrüßung bei Landwirt Carsten Thies-Mackeprang vor den Toren der Hansestadt Stralsund während eines Besuches. Und meint damit, dass die Stadt weiß, dass ihre Pächter von landwirtschaftlichen Flächen verantwortungsvoll damit umgehen.
Wir haben mit Wenig angefangen
Thies-Mackeprang erläutert bei einem Gang über den Wirtschaftshof in Vierdorf in der Nähe von Pantelitz Größe und Art der Nutzung der 1.500 Hektar Land, die er bewirtschaftet. Die Fläche ist so groß, dass die Insel Dänholm dort etwa 16-mal hineinpassen würde.
Angebaut werden Raps, Weizen, Gerste und Honigpflanzen für Bienen. Etwa 300 Hektar Grünland dienen der Ökostromerzeugung in der Biogasanlage der SWS Stralsund. 1998 übernahm er den Betrieb, der nach der Wende aus der LPG „7. November“ entstanden war, zusammen mit seiner Frau Cathrin Mackeprang. „Wir haben mit Wenig angefangen.“
Zunächst hieß es, 500 Schrottautos und 800 Kühlschränke zu entsorgen, die vom Vorbesitzer zurückgeblieben waren, um überhaupt erst mal Platz zu haben für die landwirtschaftlichen Maschinen. Die hatten zunächst elementare Aufgaben zu erfüllen: dem Boden Kalk und Grundnährstoffe zukommen zu lassen. Dazu gehörte auch, alte Drainagen zu erneuern und neue zu verlegen. Behutsam und mit viel Geduld und seinen Erfahrungen auf unterschiedlichsten landwirtschaftlichen Flächen von Schottland bis Namibia gelang es ihm, den Boden nach und nach ertragreicher zu machen. Doch der Boden-Tüftler beließ es nicht dabei und suchte ständig nach neuen bodenschonenden Möglichkeiten.
50% weniger Dünger
Mit sichtlichem Stolz erläutert er auf der Ackerfläche nach Viersdorf, dass es ihm mit einer Firma für Landmaschinen gelungen ist, ein Gerät zu entwickeln, welches den Boden schont. Das Zauberwort heißt „Streifensaat“. Damit bleibt alles auf dem Acker, nichts wird untergepflügt, der Boden wird geschont und – kostbarer Humus entsteht. Ergebnis: 25% weniger Saatgut muss ausgebracht werden, um trotzdem den gleichen Ertrag zu erzielen, und 50 (!) % weniger Dünger müssen eingesetzt werden. So wird der Boden über die Jahre ertragreicher. Quasi ein Gewinn für beide Seiten – der Ertrag steigt, die Umwelt wird geschont.
Zufrieden sagt er heute, dass der Boden so eine gute Qualität hat, dass die Dichte an Regenwürmern deutlich zugenommen hat. Das hat sich rumgesprochen, so dass immer mal wieder Angler gesichtet werden, die sich die Köder mit dem Spaten vom Acker holen.
Auch sonst hat der passionierte Landwirt, der in seiner Freizeit (ja, die gibt es auch) gerne MTB (Mountainbike) fährt, die Umwelt im Blick. So wurden aus den Windschutzstreifen die sonst typischen Pappeln komplett herausgenommen, so dass sich jetzt prächtige hohe Hecken entwickeln können – Schutzraum für viele Vogelarten, Kleintiere und Niederwild. Womöglich sind die Hecken ja eine Reminiszenz an die Zeit in Schottland, die dort typisch für die Landschaft sind.
Es gibt wieder mehr Bienen
Angesprochen auf die Biolandwirtschaft, die in aller Munde ist, stellt Thies-Mackeprang klar: „Beide Formen der Landwirtschaft ergänzen sich: die konventionelle und die Bio-Landwirtschaft. Das nennt man dann Hybridlandwirtschaft“ und weist damit darauf hin, dass es keinen Sinn macht, beide gegeneinander ausspielen zu wollen. „Wir sprechen mit den Menschen, die eigentlich gar nichts mit Landwirtschaft zu tun haben und erklären ihnen die Zusammenhänge.“ Es sei gerade in der heutigen Zeit der überbordenden Informationsflut wichtig, Zusammenhänge so einfach wie möglich zu erklären.
Das erläutert er an einem simplen Beispiel: Wenn der Raps gespritzt werden muss, weil sich der Erdfloh darin gerade wieder sehr wohl fühlt, kommt da kein Gift aus den Düsen sondern zu über 99,9 Prozent Wasser, lediglich 0,1 % sind das eigentliche Pflanzenschutzmittel. Er bleibt bei den gelben Landschaften im Frühjahr und freut sich: „Wenn der Raps gut ist, dann ist der Tisch gedeckt – für die Bienen.“ Und schiebt hinterher: „Es gibt übrigens wieder mehr Bienen als früher.“
Social Media mit Drohneneinsatz
Wichtiges Hilfsmittel ist für den Landwirt, mit seinem Social-Media-Kanal zu zeigen, wie spannend und abwechslungsreich die Arbeit auf dem Acker sein kann. Wer auf seine Facebookseite "MackeFarm" schaut, findet dort eine Vielzahl von Beispielen dafür. Drohnenbilder zeigen dabei völlig neue Perspektiven auf. So ergeben sich ganz neue Sichtweisen auf das „Laboratorium Landwirtschaft“, wovon es in Vorpommern eine ganze Menge gibt. Der ständige Austausch gehört unbedingt dazu, ebenfalls Kontakte zu den Gemeinden, der Stadt als Verpächter und dem Land. So kann es gelingen, die Landwirtschaft in unserer Region in die Zukunft zu führen. „Der Mensch ist dabei entscheidend“, fügt Thies-Mackeprang hinzu.
Die Pächter sind unsere Partner
Für Oberbürgermeister Alexander Badrow ist mit dem Besuch erneut deutlich geworden: „Wir können unseren Pächtern vertrauen, sie gehen verantwortungsvoll mit unserem Grund und Boden um und schauen innovativ in die Zukunft.
Dabei unterstützen wir sie mit all unseren Möglichkeiten und sind gleichzeitig Partner an ihrer Seite.“