Kitas in Corona-Zeiten: "Es muss den Kindern u n d den Eltern geholfen werden."
Wie geht es den Kindergärtnerinnen und den Kindern in diesen Corona-Zeiten?
Wie gehen sie mit dieser Dauersituation um? Um auf diese Fragen Antworten aus der Praxis zu bekommen, machten sich in dieser Woche Oberbürgermeister Alexander Badrow und die Gleichstellungsbeauftragte der Hansestadt Stralsund, Silvia Hacker-Hübner, ein Bild vor Ort in der Montessori-Kita "Klabautermann".
Es müssen viele Gespräche mit den Eltern geführt werden
Empfangen von Leiterin Kirsten Maleck, brachte der Austausch schnell zutage: Hier wird Arbeit für die Kinder unter höchster Belastung geleistet. So muss die Kita-Leitung täglich alle Aktualisierungen der momentan geltenden Regelungen immer im Blick haben. Dann sind ständig die Räume, die Gruppengrößen und die Personaleinteilung an die aktuellen Anforderungen anzupassen. Die Kinder, die da sind, sollen gut betreut werden. Und: Es müssen viele Gespräche mit den Eltern geführt werden - um ihnen zu erklären, sie zu trösten oder auch zu vertrösten. Denn den wenigsten Eltern gelingt es, Beruf, Familie und Betreuung reibungslos miteinander in Einklang zu bringen. "Hier müssen wir viele Gespräche führen", so Kirsten Maleck.
Die erste Zeit war hart
Sie ergänzt, dass die psychische Belastung für alle Kita-Mitarbeiter sehr hoch ist, die Kolleginnen dennoch jeden Tag aufs Neue motiviert sind, das Beste zu tun, was man Kindern zukommen lassen kann: eine gute Betreuung. Vom Oberbürgermeister gefragt, was das Schwerste für sie war, sagt Leiterin Maleck: "Die erste Zeit war hart." So seien die Medien fast immer schneller gewesen als die Behörden, zudem war (und ist) der logistische Aufwand täglich aufs Neue immens. Noch höher sei die Belastung dadurch, dass, so die Leiterin, "die Lockerungen zu schnell kommen und zu viel auf einmal."
Die Kitas müssten wenigstens acht Stunden geöffnet sein
Für Oberbürgermeister Alexander Badrow steht fest, dass eine ganze Menge "gut gelaufen" sei. Er erinnert dabei an die "Punktlandung", die Kitas kurz vor der Corona-Pandemie beitragsfrei zu machen. "So konnte hier eine zusätzliche Baustelle vermieden werden." Übereinstimmend mit vielen Eltern steht für ihn aber auch fest, dass die 3,5 Stunden-Betreuung der Kinder völlig unpraktikabel war. "Es muss den Kindern u n d den Eltern geholfen werden." "Die Kitas müssten wenigstens acht Stunden geöffnet sein", bestätigt Leiterin Maleck.
Ganz besondere Hochachtung
Für Gleichstellungsbeauftragte Silvia Hacker-Hübner ist es bewundernswert, wie es hier - und in vielen weiteren Einrichtungen natürlich auch - gelingt, die schon fast zwei Monate dauernde Zwei- und Dreifachbelastung zu meistern. "Alle, die das in diesen Zeiten leisten, vor denen habe ich ganz besondere Hochachtung." Und sie fügt hinzu: "Es wäre wünschenswert, wenn das Land Rahmenbedingungen für eine gleichwertige Bezahlung der Erzieherinnen und Erzieher schaffen würde."
Kita-Leiterin Kirsten Maleck schaut trotz aller Belastung optimistisch in die Zukunft und wünscht sich nur eins: "Wir freuen uns jetzt schon auf den Tag, an dem wir wieder komplett aufmachen können."